50 Jahre ist es her: Am 19.7.1974 erlebte Rudolf Thomes wichtiger Film seine Erstaufführung - Zeit für eine grundlegende Neu- oder Wiederentdeckung!
Liesel (Karin Thome) und Karl (Eberhard Klasse) befinden sich in einer Ehekrise. Ihr gemeinsames Kind scheint ihre letzte Verbindung zueinander zu sein, jedoch ist auch der Sohn mehr Anlass für Streit als für Harmonie. Liesel hat sich in eine Liebschaft mit einem anderen Mann (Alf Bold) geflüchtet, dessen Präsenz Karl nicht erträgt. Er verlässt die Wohnung und setzt sich nach New York ab. Nach kurzer Zeit reist ihm Liesel hinterher - mit dem Ziel, ihn zurückzugewinnen. Aber die Aussprache gestaltet sich schwieriger als gedacht...
"Das eben hat den Effekt, dass man - da sie ständig fast unvorbereitet auf Sätze reagieren müssen, die der Partner anbietet - wirklich zusieht, wie sie sich mehr und mehr Klarheit über sich selbst verschaffen: zwei Spieler über ihre Rollen, zwei Rollenträger über das Gespielte.
Und sie repräsentieren genau die Unsicherheit, die die Dreißigjährigen heute prägt, die Verwirrung über den Bruch zwischen Theorie und Praxis, zwischen Kenntnis und Gefühl, Erwartung und tatsächlicher Erfüllung. Sie verwickeln sich in die Widerspruche, die sich aus der Trotz-Haltung ergeben, auch dann eine Ehe, eine feste Zweier-Beziehung zu wagen, wenn man ihr eigentlich von vornherein keine große Chance gibt. Als Argument muss dann das Kind reichen, das existiert.
Zwei wesentliche Elemente hat Thome betont eingesetzt, um möglichen Dokumentarismus oder Naturalismus bei seiner Methode nicht durchbrechen zu lassen: er benutzt reale Zeit und reale Sprache in einem Film, in dem sich die Grenzen zwischen Spiel- und Dokumentarfilm, also zwischen Illusion und Leben, verwischen; auch dies wieder Aspekte, die normalen Gewohnheiten widersprechen und mehr vom Zuschauer fordern, als er zu geben gewohnt ist, eine Tatsache jedoch, die ihm zugute kommen kann." (Christa Maerker, 1974)
Rudolf Thome: "Es hätte ja auch schief gehen können. Dass es so gut ging, kann ich nur damit erklären, dass - wenn man offen ist für alles, was passieren kann - wirklich auch etwas passiert. Wenn man dagegen mit festen Vorstellungen an etwas herangeht, dann wird immer nur das passieren, was man sich vorgestellt hat. Im besten Fall. Wenn man unvoreingenommen an die Sache rangeht, dann ereignet sich doch was. Es ist quasi ein Loch da. Die Leute spüren das und versuchen, es von sich aus auszufüllen."
50 Jahre ist es her: Am 19.7.1974 erlebte Rudolf Thomes wichtiger Film seine Erstaufführung - Zeit für eine grundlegende Neu- oder Wiederentdeckung!
Liesel (Karin Thome) und Karl (Eberhard Klasse) befinden sich in einer Ehekrise. Ihr gemeinsames Kind scheint ihre letzte Verbindung zueinander zu sein, jedoch ist auch der Sohn mehr Anlass für Streit als für Harmonie. Liesel hat sich in eine Liebschaft mit einem anderen Mann (Alf Bold) geflüchtet, dessen Präsenz Karl nicht erträgt. Er verlässt die Wohnung und setzt sich nach New York ab. Nach kurzer Zeit reist ihm Liesel hinterher - mit dem Ziel, ihn zurückzugewinnen. Aber die Aussprache gestaltet sich schwieriger als gedacht...
"Das eben hat den Effekt, dass man - da sie ständig fast unvorbereitet auf Sätze reagieren müssen, die der Partner anbietet - wirklich zusieht, wie sie sich mehr und mehr Klarheit über sich selbst verschaffen: zwei Spieler über ihre Rollen, zwei Rollenträger über das Gespielte.
Und sie repräsentieren genau die Unsicherheit, die die Dreißigjährigen heute prägt, die Verwirrung über den Bruch zwischen Theorie und Praxis, zwischen Kenntnis und Gefühl, Erwartung und tatsächlicher Erfüllung. Sie verwickeln sich in die Widerspruche, die sich aus der Trotz-Haltung ergeben, auch dann eine Ehe, eine feste Zweier-Beziehung zu wagen, wenn man ihr eigentlich von vornherein keine große Chance gibt. Als Argument muss dann das Kind reichen, das existiert.
Zwei wesentliche Elemente hat Thome betont eingesetzt, um möglichen Dokumentarismus oder Naturalismus bei seiner Methode nicht durchbrechen zu lassen: er benutzt reale Zeit und reale Sprache in einem Film, in dem sich die Grenzen zwischen Spiel- und Dokumentarfilm, also zwischen Illusion und Leben, verwischen; auch dies wieder Aspekte, die normalen Gewohnheiten widersprechen und mehr vom Zuschauer fordern, als er zu geben gewohnt ist, eine Tatsache jedoch, die ihm zugute kommen kann." (Christa Maerker, 1974)
Rudolf Thome: "Es hätte ja auch schief gehen können. Dass es so gut ging, kann ich nur damit erklären, dass - wenn man offen ist für alles, was passieren kann - wirklich auch etwas passiert. Wenn man dagegen mit festen Vorstellungen an etwas herangeht, dann wird immer nur das passieren, was man sich vorgestellt hat. Im besten Fall. Wenn man unvoreingenommen an die Sache rangeht, dann ereignet sich doch was. Es ist quasi ein Loch da. Die Leute spüren das und versuchen, es von sich aus auszufüllen."